Hier habe ich bereits meine Umsetzung der ersten drei Wege beschrieben, weil es dann aber doch länger als gedacht wurde, habe ich den Artikel aufgeteilt. Hier kommt nun meine Umsetzung der folgenden vier Wege. Während die ersten drei Wege maßgebend für den persönlichen Erfolg sind und von jeder Person direkt umgesetzt werden können, entstehen die Wege vier bis sechs im Miteinander.
Diese Wege finde ich deutlich schwieriger umzusetzen als die ersten drei. Für die ersten drei ist man selbst verantwortlich, für die nächsten drei benötigt man andere Menschen und DAS macht es etwas komplizierter.
Der vierte Weg – Gewinn/Gewinn denken
Gewinn/Gewinn Denken entsteht, wenn zwei (oder mehr) Parteien mit unterschiedlichen Erwartungen gemeinsam eine Lösung finden, die besser ist als die Erwartung beider Parteien. Ein Kompromiss ist die kleine Schwester von Gewinn/Gewinn, dabei bekommen die Parteien ein Teil dessen, was sie wollen, verzichten aber auch auf einen anderen Teil. Die meisten Verhandlungen, sei es im privaten oder geschäftlichen Bereich, enden entweder in einem Gewinn für die eine und einem Verlust für die andere Partei oder in einem Kompromiss.
Ich muss sagen ich bin mir nicht ganz sicher, wo ein Kompromiss aufhört und Gewinn/Gewinn anfängt. Beim letzten Jahresmitarbeitergespräch wollte ich eine indirekte Gehaltserhöhung. Ich wollte mein Gehalt behalten aber 6,25% weniger arbeiten, also von 40 Stunden auf 37,5 Stunden reduzieren. Wegen Corona gab es aber letztes Jahr keine Gehaltserhöhung, auch keine indirekten. Deshalb habe ich 6,25% Stunden und Gehalt reduziert. Das hat für mich Sinn ergeben, andere Mitarbeiter (wir nicht) waren in Kurzarbeit, es wurde niemand entlassen und wir sind halbwegs gut durch die Krise gekommen. Ich plane beim nächsten Gespräch höher als mein altes 40 Stunden Gehalt zu kommen. natürlich ohne die Stunden zu erhöhen. Das wäre für mich Gewinn/Gewinn: Gewinn für die Firma, weil weniger Ausgaben in der Krise und trotzdem eine tolle Mitarbeiterin. Gewinn für mich weil mehr Geld als vorher bekomme und meine Arbeit gewürdigt wird.
Der fünfte Weg – erst Verstehen, dann verstanden werden
Der fünfte Weg fällt mir sehr schwer. Ich höre meistens zu, um zu antworten:
Kollegin erzählt: „Mein Kater geht gerne in Garten, hat aber trotzdem noch so viele Zecken, obwohl es schon so kalt ist“
Ich: „Oh, ehrlich? Also meine Hündin hat kaum Zecken. Sie treibt sich aber auch nicht in Gebüschen rum, sondern ist bei dem Wetter froh, wenn sie wieder rein kann. Dann liegen wir zusammen auf und unter der Heizdecke“
Ich beobachte dieses Verhalten oft bei mir, was immerhin schon ein Fortschritt ist, aber es fällt mir schwer bei einem Gespräch nicht gleich meine Antwort in Kopf zu kreieren. Ich arbeite noch an diesem Weg, aber immerhin bin ich schon einen Schritt in die richtige Richtung gegangen.
Der sechste Weg – Synergie schaffen
Synergien entstehen durch das Anwenden der vorherigen Wege. Es entsteht etwas, das großer ist als die Summe seiner Teile. Ein kleines Beispiel habe ich aus meinem Arbeitsalltag. Wir Entwickler hatten Probleme mit dem Product Owner (PO), weil dieser unserer Meinung nach nicht logische bzw. durchdachte Anforderungen an uns hatte. Wenn wir das so programmiert hätten, hätten wir viel doppelte Arbeit gehabt. Zwischen unserem Teamleiter und dem PO gab es häufiger Differenzen, sodass die Zwei keine erfolgversprechende Lösung gefunden hätten.
Meine Entwicklerkollegin und ich taten das wichtigste zuerst und sind deshalb (in Absprache mit unserem Teamleiter) vor Beginn der Programmierung proaktiv auf den PO und den Anforderer zugegangen und haben einen Besprechungstermin ohne unseren Teamleiter angesetzt. Wir wussten, was wir wollten (hatten am Anfang das Ende im Sinn): Den Anfordernden unsere Sorgen schildern und gemeinsam eine Lösung finden. Wir haben den Anfordernden zugehört und ihre Sorgen verstanden, gleiches haben sie auch gemacht. Am Ende kam eine Lösung raus, an die wir am Anfang nicht gedacht hatten und mit denen sowohl die Anforderer als auch wir zufrieden waren. Ich würde sagen, dass wir da synergetisch eine tolle Lösung ausgearbeitet haben und gleichzeitig das gegenseitige Vertrauen gestärkt haben.
Der siebte Weg – Die Säge schärfen
Die Säge schärfen bedeutet nicht mit einer stumpfen Säge weiterhin volle Power zu geben, um den Baum möglichst schnell zu fällen, dies führt nicht zum Erfolg. Stattdessen ist es zielführender kurz die Arbeit (das Baumfällen) zu unterbrechen, um sich Zeit zu nehmen die Säge zu schärfen. Danach kann man mit neuer Energie und einer scharfen Säge viel einfacher den Baum fällen.
Die Säge schärfen bezieht Covey auf die vier Dimensionen: physisch, emotional und sozial, mental und spirituell. Dafür sollte man z.B. Sport machen, geistig fit bleiben, sich weiterbilden, seine Werte überarbeiten u.v.m.
Um meine Säge zu schärfen bilde ich mich aktuell weiter, indem ich den PowerMBA mache. Ich lerne außerdem jeden Tag ein paar Minuten Japanisch und über mich in Meditation.
Fazit
Ich finde die sieben Wege sind eine Bereicherung meines Lebens und ich möchte weiter an deren Umsetzung arbeiten. Die sieben Wege werde ich nie gemeistert haben, das ist auch nicht die Absicht dahinter, ich möchte mich nur kontinuierlich weiter entwicklen, dabei aber mir und meinem Wertesystem treu bleiben.