Im letzten Trimester meiner Schwangerschaft habe ich mich vermehrt für Vorsorgetermine bei meiner Hebamme entschieden, anstatt wie gewohnt zur Frauenärztin zu gehen. Diese Umstellung erwies sich als äußerst angenehm und entspannend.
Obwohl ich bei meiner Frauenärztin in guten Händen bin, gestalten sich die Termine recht strukturiert. Nach einer Wartezeit werde ich zunächst von der medizinischen Fachangestellten behandelt, die Blut abnimmt und Werte in meinen Mutterpass einträgt. Danach folgt eine Phase am CTG-Monitor, gefolgt von einer weiteren Wartezeit, während der mein Mann im Flur der Praxis ausharren muss. Erst dann werde ich zur Ärztin gerufen, die mich untersucht, medizinische Fragen beantwortet und gegebenenfalls vaginale Untersuchungen und Ultraschalluntersuchungen durchführt. Nach etwa 10 Minuten sind wir schon wieder draußen.
Die Termine bei meiner Hebamme verlaufen hingegen anders. Sie nimmt sich eine volle Stunde Zeit für mich. Auch sie trägt Werte in den Mutterpass ein und untersucht mich sorgfältig. Doch die Atmosphäre ist hier viel angenehmer. Es sind weniger Patientinnen da, mein Mann kann die gesamte Zeit bei mir sein, und wir können nicht nur medizinische Fragen besprechen, sondern auch Themen wie Hypnobirthing-Kurse, Schwangerschaftsyoga und die Rolle einer Doula erörtern.
Grundsätzlich vertritt meine Frauenärztin die Schulmedizin und neigt dazu, mehr Untersuchungen zu empfehlen, während meine Hebamme kritischer gegenüber vielen medizinischen Interventionen ist und eher ganzheitliche Methoden befürwortet. Obwohl ich einen starken Hang zur Wissenschaft habe und skeptisch gegenüber Ansätzen bin, die nicht durch wissenschaftliche Beweise gestützt sind, habe ich bereits zu Beginn meiner Schwangerschaft erkannt, dass Logik und reines Wissen nicht immer ausreichen. Eine Geburt und das Leben mit einem Neugeborenen lassen sich nicht auf einen Zeitplan oder Checklisten reduzieren. Daher habe ich meine Einstellung etwas gelockert und nach dem Motto „Wenn es nicht schadet, warum dann nicht ausprobieren?“ auch einige weniger wissenschaftlich fundierte Ansätze getestet.
Zum Beispiel habe ich mich für einen Hypnobirthing-Kurs entschieden, der sich als wissenschaftlich fundierter herausstellte als erwartet. Vor dem Kurs war ich skeptisch, aber letztendlich basiert Hypnobirthing auf richtiger Atmung, Meditation und einem positiven Mindset. Ohne den Vorschlag meiner Hebamme hätte ich mich vielleicht nicht dafür entschieden.
Besuch beim Osteopathen
Ein weiteres Experiment war der Besuch bei einem Osteopathen auf Anraten meiner Hebamme und Doula. Hierbei ging es darum auszuschließen, dass eventuelle Verspannungen die Drehung des Babys verhindern. Obwohl die Osteopathie wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, habe ich es ausprobiert, da es nicht schaden kann.
Bei meinem Termin beim Osteopathen legte ich mich auf die Liege, während er mit sanften Berührungen mögliche Schieflagen und Verspannungen überprüfte. Dabei vermied er bewusst den Bauchbereich, wie er es zuvor angekündigt hatte. Ich berichtete ihm von meinen Rückenschmerzen, die durch Yoga gelindert wurden, sowie von meinem insgesamt guten Wohlbefinden und meiner positiven Einstellung. Er untersuchte meine Beine, meinen Rücken, Nacken und Kopf und war angenehm überrascht von dem guten Zustand. Schließlich meinte er, dass keine weitere Sitzung erforderlich sei.
Moxen
Eine weitere Methode, der ich mich angenähert habe, war die Moxibustion („Moxen“), eine traditionelle chinesische Medizin, die angeblich dabei helfen soll, das Baby zu drehen. Auch hier gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, wohl aber gewisse Studien, also warum nicht ausprobieren?
Beim Moxen hat meine Hebamme zunächst vier Akupunkturnadeln für etwa 15 Minuten in mein Bein gesetzt, zwei auf jeder Seite. Eine Nadel wurde seitlich ins Schienenbein und eine in den Fuß gesteckt. Obwohl es kurz gestochen hat, war es keineswegs mit einer Spritze vergleichbar, sondern viel sanfter. Interessanterweise konnte ich sogar auf die Nadeln schauen, was ich normalerweise bei Spritzen nicht mache. Diese Nadeln waren jedoch auch deutlich kleiner. Während die Nadeln in meinem Bein saßen, verspürte ich zwischendurch ein leichtes Kribbeln im Schienenbein, das jedoch schnell wieder verschwand.
Nach der Akupunktur zündete meine Hebamme die Moxa-Zigarre an und hielt sie neben meinen kleinen Zeh. Falls es zu heiß wurde, sollte ich Bescheid geben, woraufhin sie die Zigarre kurz entfernte und dann wieder heranführte. Diesen Vorgang wiederholten wir zehnmal pro Seite. Interessanterweise dauerte es bei meinem linken kleinen Zeh eine Weile, bis ich den „zu-heiß-Schmerz“ spürte. Es fühlte sich teilweise einfach nur angenehm warm an. Bei meinem rechten kleinen Zeh ging dieser Vorgang jedoch deutlich schneller vonstatten.
Am Tag der ersten Behandlung spürte ich bereits verstärkte Bewegungen meines Kindes, sogar etwas mehr als sonst. Ob die Behandlung jedoch tatsächlich etwas bewirkt hat, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Bei den beiden folgenden Terminen, jeweils zwei Tage nach dem vorherigen, verlief alles schon deutlich schneller. Die Akupunkturnadeln blieben erneut für 15 Minuten in meinen Beinen, und das anschließende „Ranhalten und Stopp-Sagen“ ging diesmal erstaunlich zügig. Anders als beim ersten Mal spürte ich danach allerdings nicht ganz so viele Kindsbewegungen.
Nach dem dritten Termin stand ein Ultraschall an, bei dem sich leider zeigte, dass der Kleine sich noch nicht gedreht hatte. Auch nach vier Terminen blieb es dabei. Dennoch war die Erfahrung für mich sehr wertvoll, und da das Moxen weder unangenehm war noch geschadet hat, würde ich es jederzeit wieder machen.
Akupunktur
Beim Moxen bekam ich auch Akupunktur – allerdings wurden die Nadeln hier an anderen Stellen gesetzt als bei der geburtsanregenden Akupunktur, die ich in der 39. Schwangerschaftswoche begann. Eigentlich hatte ich den Start eine Woche früher geplant, doch die häufig unregelmäßigen CTG-Termine ließen eine feste Planung leider nicht zu.
Beim ersten Termin platzierte die Hebamme eine Nadel in meiner Hand und vier weitere in meinen Beinen, die dann für 20 Minuten dort blieben. Da ich in den letzten Wochen recht stark mit Wassereinlagerungen zu kämpfen hatte, erhielt ich außerdem eine weitere Nadel speziell dagegen. Eine Woche später erfolgte die gleiche Behandlung noch einmal. Einige Tage darauf hatte ich dann einen Blasensprung und daraufhin spontan einsetzende Wehen. Ob die Akupunktur dabei eine Rolle spielte, kann ich nicht sicher sagen, doch geschadet hat sie mir in keinem Fall – und unangenehm war sie ebenfalls nicht.
Selbstzahlung oder Krankenkassenleistung?
Einige der nicht-konventionellen Methoden habe ich zunächst selbst finanziert, jedoch erstattete meine Krankenkasse einen Teil davon, da sie über ein Budget für Schwangere verfügt. Hierfür musste ich nur die Rechnungen über das Onlineportal meiner Krankenkasse einreichen. Andere Leistungen konnten direkt mit der Krankenkasse abgerechnet werden, sodass ich nicht in Vorleistung gehen musste. Diese Abwicklung kann je nach Krankenkasse unterschiedlich geregelt sein. Wer TCM ausprobieren möchte, kann jedoch auch alles selbst bezahlen, falls die Krankenkasse keine Erstattung anbietet.
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