Vielleicht hast du auch schon mal von dem Buch 7 Wege zur Effektivität von Stephen Covey gehört, falls nicht gibt es u.a. hier eine gute Zusammenfassung. Am Besten solltest du das Buch aber selbst lesen, mehrmals. Ich habe das Buch mittlerweile einmal als Hörbuch gehört und zweimal gelesen und es ist immer wieder eine gute Auffrischung und Erinnerung.
Ein paar der Wege setze ich schon ganz gut um, andere haben auf jeden Fall Verbesserungspotenzial. Hast du das Buch schon gelesen? Welche Wege setzt du schon um?
Die sieben Wege sind in einen privaten Teil (Weg 1-3), einen öffentlichen Teil (Weg 2-6) und einen allumfassenden Teil (Weg 7) gegliedert. Die privaten Wege kann jeder direkt für sich selbst umsetzen, die öffentlichen Wege entstehen im Zusammenwirken mit anderen.
Der erste Weg – Pro-aktiv sein
Früher fiel mir Proaktivität sehr schwer. Ich dachte immer, wenn das eine passiert, dann ergibt sich daraus etwas anderes.
- Wenn ich gute Arbeit mache, bekomme ich mehr Geld.
- Wenn ich endlich umgezogen bin, wird meine Beziehung besser.
- Wenn ich noch ein paar Jahre warte, wird mein Arbeitsleben viel einfacher
Nur leider funktioniert dies so in der Regel nicht. Niemand gibt mir mehr Geld, nur weil ich gut arbeite. Nichts wird besser, wenn X eingetreten ist, wenn es nicht schon schon vorher gut war. Ich muss mein Leben schon selbst in die Hand nehmen.
Und hier kommt die Proaktivität ins Spiel: Wenn ich im Mitarbeitergespräch nicht proaktiv nach mehr Geld frage, bietet es mir mein Chef auch nicht an, egal wie gut ich arbeite.
Eine Beziehung, die schon vorher nicht mehr gut war, wird durch einen Umzug nicht besser. Die Probleme bleiben die gleichen, nur woanders. Und wenn Kollege X in Rente geht, wird meine Arbeit nicht automatisch besser, weil dann der nächste nervige Kollege nachrückt. Ich darf die nervigen Kollegen nicht in den Mittelpunk meines Arbeitslebens stellen.
Ich finde, dass ich Proaktivität mittlerweile gut beherrsche. Hier ein paar große und kleine Proaktivitätsbeispiele aus meinem Leben:
- Ich war an meinem früheren Wohnort unglücklich und habe mir proaktiv einen Job dort gesucht, wo ich wohnen möchte.
- Ich habe festgestellt, dass ich mit meiner gesetzlichen Rente meinen jetzigen Lebensstandard nicht halten können werde, deshalb habe ich mich informiert und sorge jetzt schon für meine Rente vor.
- Ich habe meinen aktuellen Chef gefragt, ob wir denn jetzt wieder mehr Homeoffice machen können, nachdem wir ein paar Wochen beweisen sollten, dass wir auch 60% im Büro arbeiten konnten. Durften wir! Jetzt können wir wieder 60% Homeoffice/40% Büro machen. Hätte ich nicht gefragt, hätte sich an den 60% Büro erstmal nichts geändert.
- Obwohl ich als normale Softwareentwicklerin angestellt bin, habe ich auf Arbeit meine Kompetenzen nach und nach proaktiv erweitert (mit etwas Hilfe vom Abteilungsleiter) und mache nun einiges mehr als das, was im Arbeitsvertrag steht
Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und versuche nach folgendem Motto zu leben: „Take it, change it or leave it„. Wenn mit etwas nicht passt, dann
- nehme ich es so, wie es ist, und beschwere mich nicht
- ändere ich es
- oder verlasse ich es (z.B. den Job, Wohnung).
Kurz gesagt: wer nach dem Schema „Wenn X eintritt, dann bin ich glücklich“ denkt, wird nie glücklich.
Ein weiterer Punkt des ersten Weges ist es den Punkt zwischen Reiz und Reaktion zu erkennen und zu wissen, dann man unterschiedlich auf einen Reiz reagieren kann. Daran arbeite ich noch. Zum Beispiel muss mich die Aussage eine Kollegen nicht den ganzen Tag nerven, weil ich mich innerlich darüber aufrege. Ich kann das auch abhaken und mich sinnvolleren Tätigkeiten widmen. Ändern kann ich es eh nicht, dann muss ich mich auch nicht davon runter ziehen lassen.
Der zweite Weg – Schon am Anfang das Ende im Sinn haben
Der zweite Weg klingt logisch und nachvollziehbar: Wenn ich nicht weiß, wo ich hin will, weiß ich auch nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Im Buch schreibt Covey sogar, dass man sich seine eigene Beerdigung ausmalen soll, wer die Redner sind und was sie über einen sagen. Möchte ich, dass meine Kollegen mich loben, weil ich immer von früh bis spät in der Firma war und mich in der Firma engagiert habe, oder sollen meine Kinder sich gerne an die gemeinsam verbrachte Zeit erinnern? Sollen Vereinsmitglieder etwas über meine ehrenamtliche Tätigkeit erzählen oder meine Freunde etwas über gemeinsame Erlebnisse? Das eine schließt das andere natürlich nicht aus, aber ich muss eine grobe Richtung im Sinn haben… so zumindest die Theorie.
Wenn ich in der Praxis darüber nachdenke, ist das für mich ganz und gar nicht einfach. Wo möchte ich hin, wie möchte ich sein, was möchte ich erreichen? Was passiert, wenn ein Ziel aufgrund von äußeren Umständen nicht erreicht werden kann? Wie allgemein/spezifisch sollen meine Ziele sein?
Ich habe darüber nachgedacht und möchte folgendes erreichen: (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge)
- Finanzielle Unabhängigkeit
- Arbeiten wo ich möchte (an jedem Ort mit Internet)
- eine glückliche Familie haben und viele schöne Dinge mit ihr erleben
- glücklich sein (Selbstfürsorge, neue Dinge probieren, Komfortzone erweitern…)
Im Moment tue ich aktiv Dinge für Punkt 1 und 3 (Investieren für 1 und Haus kaufen für 3), Punkt 2 werde ich im Jahresmitarbeitergespräch nächstes Jahr klären und dann ggf. eine neue Stelle suchen. Punkt 4 ist regelmäßig in Arbeit
Der dritte Weg – Das Wichtigste zuerst tun
Bei diesem Weg geht Covey auf die Eisenhower Matrix ein. Diese hat 4 Quadranten (Q1-Q4), die jeweils wichtig/unwichtig und dringend/nicht dringend sind:

Die meiste Zeit verbringen wir in Q1 und Q3, weil es dringend ist. Q4 ist eigentlich überflüssig, aber trotzdem zieht es uns gelegentlich dort hin („Das Handyspiel muss ich jetzt aber spielen, ich habe so hart in Q1 und Q3 gearbeitet, ich muss mich belohnen.“). Und Q2 gerät dabei völlig in Vergessenheit bis die Dinge daraus in Q1 landen. Covey sagt nun, dass Q2 eigentlich der wichtigste Quadrant ist, denn wenn man regelmäßig Q2 Tätigkeiten erledigt, staut sich nicht so viel in Q1 an und wir leben entspannter. Q3 und Q4 müssen wir nicht bearbeiten; warum umwichtige Dinge tun.
Ich gebe zu, ganz so gut praktiziere ich das noch nicht, ich kann auch Q2 Dinge super gut aufschieben, bis sie Q1 werden, aber ich schreibe mittlerweile mehr Dinge auf meine Todo Liste, wenn ich eine Q2 Tätigkeit erledigen muss/möchte. Das hilft mir, sie im Laufe der Woche (oder wenn ich lange genug draufgestarrt habe) zu erledigen. Ich bin ein großer Fan von Listen, aber das kann jeder für sich individuell lösen.
Privat habe ich das halbwegs im Überblick und weiß, wo ich daran arbeiten kann. Im Büro sieht das allerdings ganz anders aus. Da sind wir eigentlich nur in Q1. Es stehen einige Q2 Tätigkeiten auf meiner Liste, aber wenn mein Chef sagt, dass dieses und jenes Q1 Thema dringend gemacht werden muss, kann ich mich auch nicht zweiteilen und muss das dringendere machen. Da wäre es hilfreich, wenn man sein eigener Chef wäre.
Fazit
Die Umsetzung des ersten Weges klappt schon recht gut, ich arbeite aber noch daran den Punkt zwischen Reiz und Reaktion zu erkennen und meine Reaktion durchdacht zu wählen und nicht die erstbeste zu nehmen.
Am zweiten Weg kann ich definitiv noch weiter arbeiten. Den ganzen Tag netflixen betäubt zwar das Gehirn, führt aber nicht zu Erfüllung, deshalb möchte ich regelmäßig an meinen Zielen arbeiten und kleine Zwischenziele definieren. Zwischendurch kann man dann immer noch netflixen.
Beim dritte Weg gehe ich in die richtige Richtung, allerdings halte ich mich auch noch zu viel in Q4 und Q1 auf. Es klappt aber langsam und stetig besser regelmäßig die Q2 Aktivitäten zu tun.
Ein Gedanke zu „Meine Umsetzung der 7 Wege zur Effektivität (Teil 1/2)“